Diverse Redundanz in Schraubsystemen – genialer Marketingcoup oder konkreter Nutzen für den Anwender?
In der Schraubmontage gibt es zahlreiche Verfahren, die eine absolut fehlerfreie Verschraubung ermöglichen sollen – und müssen. Zum Beispiel bei Anwendungen im Nuklearbereich, in der Luft- und Raumfahrt oder bei sicherheitsrelevanten Verschraubungen in Fahrzeugen.
Zunächst spielt die gewählte Strategie oder Schraubtechnik eine untergeordnete Rolle.
Typischerweise basiert der Prozess darauf, dass das Montagewerkzeug vor jedem Verschraubungsvorgang auf einem kalibrierten Messgerät geprüft wird, um Abweichungen vom Sollwert frühzeitig zu erkennen oder zu vermeiden.
Ein Beispiel
Ein mechanisch auslösender Drehmomentschlüssel, der auf den Sollwert eingestellt ist, wird vor der unmittelbaren Verwendung an der Schraubstelle auf einem externen Prüfgerät „gemessen“.
Der eingestellte Wert wird mit dem angezeigten Wert verglichen. Ist das Ergebnis IO (in Ordnung), wird das Werkzeug sofort an der Schraubstelle eingesetzt.
Dasselbe Verfahren wird auch bei hochwertigen, messenden EC-Schraubsystemen angewendet – und das völlig zu Recht!
Denn kein EC-Werkzeug ist absolut fehlerfrei, und der Anzeigewert des Werkzeugs ist nicht zwangsläufig der tatsächliche Wert. Daher ist grundsätzlich eine zweite, unabhängige externe Messeinrichtung erforderlich.
Immer? Nicht immer!
Tatsächlich gibt es bereits Schraubsysteme mit integrierter Überwachungssensorik.
Ein Beispiel dafür ist das TBxEC2-Akkuschraubsystem. Hier arbeitet ein rotierender Drehmomentsensor für die hochpräzise Verschraubung, während ein statischer Sensor die Messung des ersten Sensors in Echtzeit überwacht.
Kurz gesagt:
Eine unabhängige Kontrolleinheit ist direkt im Montagewerkzeug integriert!
Da die in diesem Akkuschraubsystem verwendeten Sensoren komplett unterschiedliche Technologien nutzen, spricht man hier von „diverser Redundanz“ – um systematische Fehler im Werkzeug oder während des Schraubprozesses zu vermeiden.
Was bedeutet das für das obige Beispiel?
Es gibt heute technische Lösungen in der Schraubtechnik, die den Prüfaufwand erheblich reduzieren, selbst bei hochsensiblen Anwendungen.
Das Werkzeug verfügt über ein technisch langlebiges Selbstüberwachungssystem, das sogar präziser arbeitet als einfache Messgeräte am Arbeitsplatz – denn die Sollwerte werden bei jeder Verschraubung live überprüft.
Praktische Vorteile in der Serienmontage
Solche Systeme bieten entscheidende Kosten- und Prozessvorteile – insbesondere in der hochvolumigen Serienfertigung:
- Arbeitsschritte im Montageprozess können reduziert werden
- Montagezeiten werden verkürzt
- Drehmoment-Toleranzen werden minimiert
- Produktivität wird maximiert
- Prüfzyklen können z. B. von wöchentlich auf monatlich oder halbjährlich verlängert werden
In den meisten industriellen Unternehmen übersteigt diese Ersparnis an Zeit und Aufwand eindeutig die Mehrkosten für ein Werkzeug mit mehreren Sensoren.
Fazit
Probieren Sie es selbst in Ihrer Anwendung aus – und entscheiden Sie dann, ob Sie Ihren Prozess optimieren, Kosten sparen und gleichzeitig höhere Qualität und Sicherheit erreichen können.